Götz von Berlichingen
Als Goethe 1771 in einem wahren Schreibrausch seinen “Götz von Berlichingen” zu Papier bringt, ist er mit seinen 22 Jahren als Autor noch ein unbeschriebenes Blatt. Das ändert sich mit dem Erscheinen seines “Götz” schlagartig, über Nacht ist der junge Dichter in aller Munde. Goethes Frühwerk ist ein gewaltiges szenisches Epos mit über fünfzig Schauplätzen, mehreren Parallelhandlungen und einer riesigen Personage. Mehr noch: Goethe verwirft darin alle gängigen Konventionen, die das Drama des 18. Jahrhunderts bis dahin kannte. Beeinflusst von Shakespeares offener Dramaturgie wird sein “Götz” stilbildend für eine ganze Epoche: den Sturm und Drang. Als Vorlage dient Goethe die Biografie des Ritters Gottfried von Berlichingen (1480–1562), der sich den anstehenden gesellschaftlichen Veränderungen nicht beugen wollte und sich weiter fest an den längst überholten mittelalterlichen Ritterkodex klammerte. “Götz von Berlichingen” ist Goethes Abrechnung mit dem Absolutismus seiner Zeit, die in dem berühmten «Schwäbischen Gruß» gipfelt: “Er aber, sag’s ihm, er kann mich im Arsche lecken!”