HIDALGO // SCROLLEN IN TIEFSEE
Surround-Kino mit Live-Klassik: Wir haben ein geniales Gedicht entdeckt, ließen neue Musik schreiben, eine riesige Kuppel bauen, einen Film drehen und einen Sänger in einen Jumpsuit stecken. Heraus gekommen ist ein Lyrisches Gesamtkunstwerk, das die Grenzen zwischen digitalen und realen Welten sprengt. Ein Parcours zwischen Straße und Skypefenster, Clouds und Kontrollzentren, Gezeiten und Datenströmen.
Das Projekt SCROLLEN IN TIEFSEE setzt in der Black Box im Gasteig den Höhepunkt der Festivalwoche 2019.
Dabei entwickeln wir die Idee des »Lyrischen Gesamtkunstwerks« intensiv weiter. Auf drei Ebenen – Text, Klang und Raum – greifen vorproduzierte und live-entstehende Elemente ineinander und interagieren.
Das Publikum erlebt einen Wettstreit zwischen digitalen und physischen Welten, der auf einem Gedicht des zeitgenössischen Münchner Lyrikers Tristan Marquardt basiert. Er führt uns durch »regalmeter selfies« während »x terrabyte daten [im grundwasser] versickern«. Es ist eine Aufarbeitung der heutigen Erfahrungstopografie – denn wir bewegen uns ja längst nicht mehr nur durch Natur oder die Straßen unserer Städte, sondern mindestens ebenso selbstverständlich durch Browsertabs und Datenclouds.
Bei »Scrollen in Tiefsee« behandelt der Komponist Christopher Verworner (Leiter des Ensembles VKKO) das digital-physische Thema als Liedgesang mit elektronischen Klängen. Der prämierte Bariton Matthias Winckhler wird die Auftragsarbeit bei der Uraufführung sängerisch darstellen. Anders als bei konventionellen Liederabenden steht visuell nicht der Sänger im Zentrum, sondern eine große Video-Installation. Die von Bühnenbildnerin Katarina Ravlić (Bayerische Staatsoper) realisierte Leinwand-Konstruktion ragt wie eine Kuppel über dem Publikum in den Saal hinein. Darauf werden in aufwendiger Videomapping-Technik durchgehend Sequenzen geblendet, die aber nicht einfach nur die Musik untermalen, sondern live auf Sänger und Publikum reagieren.
Unter der Regie von Festival-Leiter Tom Wilmersdörffer entwerfen Videoproduzent Maximilian Riemer und Digital Live Artist Paul Bießmann dafür ein visuelles Duell: zwischen künstlichen Animationen und den Bildern gefilmter Natur. Der Zuschauer wird auf diese Weise in eine immersive Traumwelt versetzt: Wirbelt er gerade noch in rasendem Tempo auf einen abstrakten Horizont zu, schwingt sich im nächsten Moment ein Falke auf, der den Raum verschlingt und Platz macht für Himmelblau, in dem Starenschwärme kreisen. Ein Parcours zwischen Straße und Skypefenster, Clouds und Kontrollzentren, Gezeiten und Datenströmen.