A Sea Symphony
Herkulessaal, München
MünchenKlang | Chor und Orchester
Thomas Hefele | Musikalische Leitung
Katharina Burkart | Sporan
Andreas Burkart | Bariton
Unter der Schirmherrschaft von Dieter Reiter, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt München
Eine majestätische Blechbläserfanfare, die den Komponisten selbst wie er einmal sagte bei der ersten Probe „fast vom Podest geblasen hätte”, gefolgt vom Choreinsatz im Fortissimo: gleich die ersten Takte der Sea Symphony (1909) klingen feierlich entschlossen nach Aufbruch und Zuversicht, ganz so „als hätte man einen Vorhang geöffnet […] und so den Blick auf die Weite des Meeres freigegeben”, wie ein Kritiker der Times nach der Uraufführung berichtet. Was folgt, ist eine musikalische Reise in vier Sätzen über das Meer als Sinnbild für den menschlichen Entdeckergeist und die Suche nach neuen Horizonten. Die plastische, spätromantische Klangsprache saugt die Zuhörer ins Geschehen ein und lässt sie die Urgewalt des Meeres dabei förmlich spüren.
Ein Aufbruch zu neuen Horizonten war die Sea Symphony auch für Ralph Vaughan Williams selbst. Mit seinem ersten großen symphonischen Werk, mit dessen Komposition er sich sieben Jahre lang beschäftigt hatte, war er auf der Suche nach seinem eigenen Stil. Englisch sollte er sein, gleichzeitig aber weltoffen und keineswegs nationalistisch. Auf der Grundlage von Walt Whitmans Gedichtzyklus „Leaves of Grass” erschuf er etwas vollkommen Neues. Eine Sinfonie, in der Chor, Orchester und Solisten von Anfang bis Ende gleichberechtigt miteinander in Dialog treten, in der sich die klassische europäische Musiktradition mit englischer Folklore mischt. Für Vaughan Williams sollte dieser Aufbruch sein Durchbruch werden. Er ist seither aus dem englischen Musikleben nicht mehr wegzudenken.
Mit der Aufführung der Sea Symphony am 15. April 2023 im Herkulessaal der Münchner Residenz begehen Chor und Orchester von MünchenKlang ihr 10-jähriges Jubiläum. Seit dem „Aufbruch” 2013 konnte sich das Ensemble als fester Teil der Münchner Musikszene etablieren. MünchenKlang hat es sich dabei zum Ziel gesetzt, neben den bekannten Werken der Chor- und Orchesterliteratur auch immer wieder neue musikalische Horizonte zu erkunden. Es gibt also kaum ein besseres Werk als die Sea Symphony – die zwar in England fester Bestandteil des Konzertkalenders, hierzulande aber weitgehend unbekannt ist – um auf 10 erfolgreiche Jahre zurück- und in eine Zukunft voll musikalischer (Neu-)entdeckungen vorauszublicken.