Kassandra/Prometheus. Recht auf Welt

«Kassandra oder Die Welt als Ende der Vorstellung» zeichnet die tragische Irrfahrt der jungen Nigerianerin Blessing in Form eines Lehrstücks mit Elementen des dokumentarischen Theaters nach. Ihr Tagebuch endet dort, wo die europäischen Berichterstatter*innen sich fragen, wie derartige Leidensgeschichten erzählt werden können – und welchem Zweck die Erzählung überhaupt dient. Boubacar, Blessings Mann, überlebt die Flucht, und über sein Schicksal entscheiden nun stellvertretend ein Psychiater, ein Polizist und eine Übersetzerin.

«Prometheus. Wir Anfänge» wagt einen Blick über das Schicksal geflüchteter Menschen hinaus und übernimmt die dramatische Struktur von Aischylos’ antikem Text. Rittberger nutzt die mythische Vorlage, um die Fortschrittsgläubigkeit des Feuerbringers und Zivilisationsstifters im 21. Jahrhundert erneut auf den Prüfstand zu stellen: angesichts der unzähligen Leidensgeschichten von Geflüchteten, angesichts der näher rückenden Klimakatastrophe, angesichts der drohenden Verselbstständigung von Überwachungstechnologien sowie künstlicher Intelligenz. Es ist Io, ihrerseits vor Zeus’ göttlichem Zorn auf der Flucht, die den Mythos des männlich-weißen Heilsbringers schließlich herausfordert und den zweifelnden Prometheus dazu bringt, eine artenübergreifende Utopie zu formulieren und den Planeten nicht der Zerstörung zu überlassen.

Datum: Montag 20.01.2020
Ort: Marstall
Uhrzeit: 19:00
Altersempfehlung: 14+