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Otello

Oper in vier Akten – 1887

Wie ein Aufschrei zerreißt die Urgewalt des Orchesters die Stille, von einem Moment zum anderen tobt der Sturm vor der Küste Zyperns. Der Wind peitscht, Blitze zerschneiden den umtosten Himmel: Giuseppe Verdi hat den Aufruhr in den Herzen seiner Figuren in der revoltierenden Natur vorweggenommen. Seine vorletzte Oper, mit der er nach langer Schaffenspause wieder das musikdramatische Wort ergriff, packt den Hörer an der Gurgel und lässt ihn bis zum unausweichlichen Ende nicht mehr los. Wie Otello, der erfolgreiche Feldherr, sich im Intrigengespinst Jagos verfängt; wie der unheilvolle Samen der Eifersucht gedeiht und Otellos Liebe zu seiner Frau Desdemona schon am Hochzeitstag zu zersetzen beginnt; wie Desdemona, „obwohl sie ahnt oder spürt, dass dieses Unheil auf sie zukommt und dass Otello in der Lage ist, sie aus Eifersucht umzubringen, dennoch insistiert“ (Amélie Niermeyer) – Verdi hat mit seinem Otello ein Operndrama geschaffen, wie es knapper, direkter, intensiver und schöner bis dahin nicht gekannt war und bis heute unübertroffen ist.

Komponist Giuseppe Verdi. Libretto von Arrigo Boito nach dem gleichnamigen Schauspiel „Othello“ von William Shakespeare.
In italienischer Sprache · Mit Übertiteln in deutscher und englischer Sprache.

Dauer ca. 3 Stunden 10 Minuten
1. + 2. Akt (ca. 19.00 – 20.15 Uhr) Pause (ca. 20.15 – 20.50 Uhr) 3. + 4. Akt (ca. 20.50 – 22.05 Uhr)

Münchner Biennale: The damned and the saved

In einem nicht näher benannten repressiven System herrscht eine Maschine als König. Sie wird gefüttert mit nach Demonstrationen liegengebliebenem Müll – der keineswegs nutzlos ist, sondern im Gegenteil zur minutiösen Nachverfolgung dient. Er lässt auf ganze Biografien schließen, die anschließend ausgeschaltet werden können. Die Freundinnen Dana und Sara versuchen sich gegen diese totalitäre Gewalt zu behaupten. Doch als die beiden unterschiedliche Wege des Widerstands wählen, wird ihre Beziehung schonungslos auf die Probe gestellt. Denn Dana konfrontiert sich und ihre Umwelt auf radikale Weise mit der Unrechtsherrschaft, während Sara eine leisere Revolution bevorzugt.

Metaphorisch-gleichnishaft und zugleich brutal konkret verhandelt Pat To Yan, 1975 in Hongkong geboren, in seinem ersten Libretto die Frage, wie bedingungslos Widerstand sein muss. In seinem Text verschieben sich Realitäts- und Traumebenen, die durch die Musik kongenial verschmelzen. Seine Figuren sind kreative Schöpfungen mythologischer Figuren aus Europa und China. In der Spielzeit 2021/22 arbeitet Pat To Yan als Hausautor am Nationaltheater Mannheim.

Die Musik der schwedischen Komponistin Malin Bång erschafft einen Kosmos voll überraschender und kontrastierender Klänge, der von verhaltener Intimität bis hin zu eigensinniger Schärfe reicht. Ihre Komposition führt Rhythmik und Melodie von Pat To Yans Libretto fort und schafft sowohl Verbindungen als auch Grenzen zwischen den Erfahrungswelten der beiden Protagonistinnen.

[titel der show] – Ein echtes Broadway-Musical

Zwei unbekannte Autoren wollen mit ihrem ersten Musical bei einem Theaterfestival groß rauskommen – es bleiben ihnen bis dahin allerdings nur drei Wochen Zeit.
Schnell zeigt sich, dass sie selbst den besten Stoff fürs Stück abgeben: So entsteht „ein Musical über zwei Typen, die ein Musical schreiben über zwei Typen, die ein Musical schreiben“. Wir erleben Jeff und Hunter, die Sängerinnen Susan und Heidi und den Pianisten Larry dabei, wie sie das Stück entwickeln, schreiben, proben und schließlich auch aufführen – denn wer sagt, dass ein Klavier und vier Stühle nicht ausreichen für ein Musical?
Eine Liebeserklärung an ein Genre und dessen Künstler

Das Stück wurde am Broadway u. a. für zwei Drama League Awards, einen Obie Award sowie den Tony Award für das Beste Buch nominiert. Die deutsche Originalproduktion war für insgesamt 9 BroadwayWorld Germany Awards nominiert, u.a. als „Bestes Musical“

TOO MANY ZOOZ

TOO MANY ZOOZ Das Kuriose daran, ein Fan von Brasshouse zu sein? Man spricht so ziemlich von einer einzigen, aber extrem unvergesslichen Band: TOO MANY ZOOZ mit ihrem amüsanten Namen. Der Musikstil wurde vom Schlagzeuger “King of Sludge” gebrandmarkt, der erkannte, dass es für das New Yorker Trio, dessen andere zwei Mitglieder Leo P. (Saxophon) und Matt Doe (Trompete) sind, keine Klassifizierung brauchte.

“Brasshouse ist eine hochenergetische musikalische Unterhaltung”, betont Matt. “Obwohl ich ehrlich gesagt nicht glaube, dass es einen guten Weg gibt, das in Worte zu beschreiben. Es geht um viele verschiedene Gefühle, Klänge und Emotionen.” Oder wie “KOS” es so entschlossen ausdrückt: “Ich kümmere mich nicht wirklich darum, was in der Musik passiert – ich mache einfach Kunst, die mir Spaß macht.” Es ist genau diese Gleichgültigkeit gegenüber Konventionen und Trends, die TOO MANY ZOOZ eine Fangemeinde verschafft hat, die “KOS” als “breit gefächert und fanatisch” beschreibt.

2016 wurden sie von Beyoncé gebeten, mit ihr bei den Billboard Music Awards aufzutreten…und es ist gut möglich, dass sie genauso viel Aufmerksamkeit wie die Sängerin selbst bekamen. Nach zwei Jahren, einer Unmenge an Live-Auftritten und vier EPs ist ihr Debüt-Album “Subway Gawdz” (eine unsubtile Anspielung auf ihre Geburt in den U-Bahn-Stationen von NYC), 2016 unter begeistertem Beifall erschienen. Sein Sound war wirklich wie nichts anderes, mit unausweichlichen Grooves, die Dub, Soul, Funk und Ska einbeziehen, berauschenden Bläsersätzen, die die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen, und natürlich einer gleichen Dosis an Spaß und positiver Grundhaltung.

Und gerade jetzt stehen TOO MANY ZOOZ höher denn je, sicher bereit für den Sprung zu wirklich weitreichender internationaler Anerkennung, der wahrscheinlich unausweichlich war seit sie zum ersten Mal einen Fuß in eine New Yorker U-Bahn-Station gesetzt haben.

Jeeps (Eine Komödie in 3 Akten)

In Deutschland werden bis zu 400 Milliarden Euro im Jahr vererbt. Was wäre, wenn dieses Geld radikal umverteilt würde? „Jeeps“ katapultiert vier Figuren in das Szenario einer Erbrechtsreform – und damit mitten in einen leidenschaftlichen Schlagabtausch und persönlichen Zwiespalt. Wie verhalten sich die gesellschaftlich behauptete Leistungsgerechtigkeit und Chancengleichheit zur tatsächlichen sozialen Ungleichheit? Wie navigieren wir zwischen den eigenen solidarischen Prinzipien und unseren liebgewonnenen finanziellen Sicherheiten?

Für die Umsetzung der Reform wird ausgerechnet das Jobcenter auserkoren: Es verwaltet nun auch Vermögen und Erbschaften. So nimmt der Text die zwei Extreme der gesellschaftlichen Verteilungsdebatte gleichzeitig ins Visier: Wieviel Geld sichert die Existenz? Und wer gibt wann etwas ab?

Die Autorin und Regisseurin Nora Abdel-Maksoud setzt mit dem Stück an einem tiefen sozialen Sicherheitsbedürfnis an. Sie verhandelt die strukturellen Bedingungen einer Gesellschaft, in der Klassenunterschiede gleichzeitig wirken und negiert werden. Mit bissiger Zuspitzung, schwarzem Humor und Präzision seziert Abdel-Maksoud unser Denken und Handeln auf Basis von Kontoständen, Testamentseröffnungen und gefühlten Bedrohungen.

Corpus Delicti

Die Karten liegen an der Abendkasse auf euren Namen bereit und müssen eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn abgeholt werden!

Ein Drama von Juli Zeh

Deutschland im Jahr 2057. Der gesunde Menschenverstand hat gesiegt. Genforschung, medizinische Früherkennung, strenge Hygienegesetze verhindern sogar den Ausbruch von Erkältungen. Die junge Biologin Mia Holl war bis vor kurzem durchaus Befürworterin des Systems, das die Bürger vor körperlichem Leid bewahrt. Doch seit ihr Bruder Moritz mit Hilfe eines DNA-Tests des Mordes an einer Frau überführt wurde und sich im Gefängnis umgebracht hat, ist Mia aus der Bahn geworfen. Sie reicht ihre Ernährungsberichte nicht mehr ein, raucht gar eine Zigarette und der Zweifel an Moritz‘ Schuld wächst. Zählen Gefühle wie Trauer gar nicht mehr? Hat die Liebe keine Macht mehr? Die Justiz nimmt sie ins Visier, denn Mias Verhalten stellt die Grundlage des Staates, „die Methode“, in Frage. Ihr schärfster Gegner ist der Journalist Heinrich Kramer, dessen Buch “Gesundheit als Prinzip staatlicher Legitimation” ein Schlüsselwerk der herrschenden Lehre ist. Mia wird zum Spielball eines Schauprozesses.

Pressestimmen

Starker Beifall, der etwas von der Spannung im Publikum verrät, das schließlich das eigene argumentative Versagen im Angesicht der blendenden Logik von Kramer schmerzlich zu spüren bekam.
(Die Deutsche Bühne)

Das umfängliche Stück […] bietet aber seinem Zielpublikum ab 15 in zweieinhalb Stunden reichlich Diskussionsstoff über die staatliche Kontrolle, öffentliche Moral und individuelle Freiheit.
(Münchner Abendzeitung)

Das Brautkleid

Dauer der Vorstellung ca. 1. Stunde 40 Minuten inkl. Pause

Über die Kosten für das sündteure Designer-Brautkleid hätte Philipp zur Not noch hinwegsehen können in Anbetracht des Wiederverkaufswerts. Das „Ding“ aber in den Schrank zu hängen und ein Leben lang behalten zu wollen, wie seine Juliane es plant – das ist in den Augen des frisch gebackenen Ehemanns die reine Verschwendung! Ein Wort ergibt das andere, der Ton wird rauer, die Schlafzimmertür schlägt zu, die Hochzeitsnacht ist gelaufen.

Wütend macht Philipp eine Flasche Whisky und seinen Laptop auf und bietet das Kleid im Internet zum Kauf an. „Ohne Mindestgebot, Sofortkauf möglich, den Versand übernimmt der Verkäufer“…

Am nächsten Morgen hat Philipp einen Kater und das Kleid eine neue Besitzerin. Eine gewisse Elke hatte Julis Traum nachts um vier für einen Euro erstanden. Aber Juli will ihr Brautkleid um jeden Preis der Welt zurück haben. Mit dem Mut der Verzweiflung macht sie sich auf den Weg zur Käuferin…

Eine Spitzenkomödie für vier Personen über ein spitzenbesetztes Brautkleid – turbulent, witzig, wie aus dem richtigen Leben!

Der Rosenkavalier

Komödie für Musik in drei Aufzügen – 1911

Komponist Richard Strauss. Libretto von Hugo von Hofmannsthal.
In deutscher Sprache · Mit Übertiteln in deutscher und englischer Sprache. Neuproduktion.

Sonntag, 15. Mai 2022, 17.00 Uhr – 21.30 Uhr, Nationaltheater.

Dauer ca. 4 Stunden 30 Minuten

1. Akt (ca. 17.00 – 18.15 Uhr) Pause (ca. 18.15 – 18.45 Uhr) 2. Akt (ca. 18.45 – 19.45 Uhr) Pause (ca. 19.45 – 20.25 Uhr) 3. Akt (ca. 20.25 – 21.30 Uhr)

Ein sonderbar‘ Ding, der Rosenkavalier. Da hatte sich Richard Strauss mit Salome und Elektra gerade einen Ruf als Bürgerschreck auf der Opernbühne erarbeitet, war, wie er selbst schrieb, „an die Grenzen der Aufnahmefähigkeit heutiger Ohren“ gegangen – um dann zusammen mit seinem Librettisten Hugo von Hofmannsthal das Publikum ausgerechnet mit den anachronistisch wehenden Walzern einer Hochadelskomödie in einem imaginierten Wien eines fantasierten 18. Jahrhunderts zu erobern. Das Wunderbare an dieser Sonderlichkeit ist dabei, dass Strauss und Hofmannsthal das Künstliche dieser Welt in Sprache und Musik auf die Spitze treiben und zu einem traum- und albtraumhaften Szenarium anwachsen lassen, in dem Platz ist für all die Themen, die den Rosenkavalier so bestechend machen: die Möglichkeiten und die Unmöglichkeit von Liebe, die Dringlichkeit und die Unerbittlichkeit der vergehenden Zeit, die Unverzichtbarkeit und unerbittliche Bedingtheit von Autonomie und Entscheidungsfreiheit.